Augapfelvorfall

Dr.med.vet.Petra Maritzen

Beschreibung

Der Augapfel (Auge, Bulbus) ist ein Hohlkörper, dessen Wand aus 3 Schichten besteht: Tunica externa (Hornhaut und Sklera), Tunica media (Gefäßhaut, Uvea), Tunica interna (Netzhaut und Sehnerv). Der Großteil des Augapfels, Sehnerv und Augenmuskulatur liegen geschützt in der Augenhöhle (Orbita).
Durch Traumata (Schlag, Orbitafraktur) kann es zum Augapfelvorfall kommen. Der Augapfel wird zwischen den Lidern eingeklemmt und gelangt nicht mehr von alleine in seine ursprüngliche Position. Besonders gefährdet sind brachyzephale (kurzköpfige) Hunderassen wie z.B. Pekinesen oder Englische Bulldoggen. Hier ist die Augenhöhle flach ausgebildet und die Lidspalte zu groß. Das Auge tritt daher schon physiologischer Weise weit aus der Augenhöhle heraus.

Therapie

Erste Hilfe-Maßnahme ist zunächst die Feuchthaltung des Augapfels, um ein Austrocknen der Hornhaut zu verhindern. Dies geschieht am besten mit einem in Wasser getränkten Tuch oder Wattebausch.

Die Reposition (Rückverlagerung) des Augapfels geschieht in Vollnarkose. Um den Augapfel in der Orbita zu halten, wird für die Dauer von etwa 2 Wochen entweder die Nickhaut (3. Augenlid) über die Hornhaut gezogen und an der oberen Bindehaut fixiert (Nickhautschürze) oder es werden die Lider zugenäht, um das Auge in die Augenhöhle zu drücken.

Die Prognose ist von der Schwere des Traumas und der Zeitdauer des Vorfalls abhängig. Bei rascher Hilfe und Reposition des Augapfels innerhalb 1 – 2 Stunden ist die Prognose zum Erhalt des Auges und des Sehvermögens relativ günstig. Bei einem Hämatom (Bluterguss) im Augeninneren droht die Gefahr eines Glaukoms. Als Folge einer Netzhautabhebung (Ablatio retinae) kann es zur Erblindung kommen. Eine Enukleation (Entfernung des Augapfels) wird bei abgerissenem Sehnerv oder geplatztem Augapfel durchgeführt.