Hereditäre Katarakt (HC)

Dr.med.vet.Petra Maritzen

Beschreibung

Jede Trübung der Linse und ihrer Kapsel wird als Katarakt bezeichnet (grauer Star). Der Zeitpunkt des Auftretens wird in kongenital (bis zur 8. Lebenswoche), juvenil (bis zum 6. Lebensjahr) oder senil (ab dem 6. Lebensjahr) eingeteilt.

Hinsichtlich des Reifegrades unterscheidet man eine Cataracta (C.) incipiens (fokale oder diffuse Linsentrübung), eine C. immatura (diffuse Trübung, Sehfähigkeit eingeschränkt erhalten) und eine C. matura (totale Linsentrübung).

Abhängig von der Ursache werden primäre und konsekutive Katarakte unterschieden. Unter primäre Katarakt versteht man eine isolierte Linsentrübung ohne sonstige Augenveränderungen oder Grundkrankheiten. Diese Form ist erblich. Die häufigste Form ist die primäre Jugendkatarakt (C. juvenilis), die beim Golden, Labrador und Chesapeak Bay Retriever, aber auch bei sämtlichen anderen Hunderassen und Mischlingen auftreten kann.

Die konsekutive Katarakt oder Folgestar ist eine nicht erblich bedingte Form und entwickelt sich aufgrund anderer Augen- oder Stoffwechselerkrankungen wie z.B. Diabetes mellitus. Auch Schädelverletzungen (z.B. bei Autounfällen) können zu einem Folgestar führen.

Symptome

Vielen Hundebesitzern fällt erst im fortgeschrittenen Stadium der Linsentrübung ein verändertes Verhalten Ihres Tieres auf, vorwiegend in fremder Umgebung, wenn der Hund an Gegenstände wie Türstöcke, Tischbeine, Kästen etc. stößt. In vertrauter Umgebung läuft selbst ein völlig erblindeter Hund in der Regel kaum gegen Objekte, die einen festen Standort haben. Schauen Sie daher Ihrem vierbeinigen Freund öfter mal tief in die Augen, denn eine Linsentrübung ist in der Regel gut zu erkennen.

Diagnose

Der Tierarzt verwendet für die exakte Diagnosestellung ein Ophthalmoskop
(Betrachtung des Augenhintergrunds mittels Augenspiegel).

Therapie

Medikamente gegen den grauen Star sind bislang nicht bekannt. Einzige Therapiemöglichkeit stellt die Operation dar. Vor der Operation wird der Augenhintergrund mittels Ultraschall genau untersucht. Weiters wird die Funktion der Retina (Netzhaut) mittels Elektroretinogramm (ERG) überprüft. Diese Untersuchungen sind notwendig, da nur eine funktionstüchtige Retina auch einen Operationserfolg verspricht und der Hund wieder ungetrübt sehen kann.

Die Operation selbst wird in Vollnarkose durchgeführt. Als Operationsmethode hat sich wie beim Menschen die Phakoemulsifikation durchgesetzt. Dabei wird die getrübte Linse mittels Ultraschall zertrümmert und gleichzeitig abgesaugt. Anschließend wird eine Kunstlinse implantiert und die Hornhaut mit resorbierbarem Nahtmaterial vernäht.

Postoperativ werden lokal anzuwendende antibiotische und entzündungshemmende Augenpräparate verschrieben. Der Hund darf noch am Tag der Operation wieder nach Hause.

Bezüglich der Implantation einer Kunstlinse gibt es unterschiedliche Meinungen. Obwohl der Hund nicht so scharf sehen kann wie der Mensch (fehlen der Area centralis, der Stelle des schärfsten Sehens), erfüllt die Linse mehrere Zwecke: zum einen kann der Hund durch die fokussierende Linse Gegenstände, die sich in der Nähe befinden, besser erkennen. Zum anderen wird durch das Einsetzen einer Kunstlinse sozusagen die „Lücke“ gefüllt, die durch das Entfernen der ursprünglichen Linse entsteht. Dadurch wird die Iris (Regenbogenhaut) in ihrer Position gefestigt, bedeutsam vor allem für den Kammerwasserfluss und somit für den Intraokulardruck (Glaukom).