Allergien

Dr.med.vet. Petra Maritzen

Unter Allergie versteht man eine Überempfindlichkeitsreaktion des Immunsystems, die unterschiedlichste Auswirkungen haben kann, im schlimmsten Fall kann es zu einem anaphylaktischen Schock kommen.

Typisch beim Hund sind chronischer Juckreiz und sekundär auftretende Hautveränderungen. Nachdem diese Symptome aber auch bei einer Reihe nicht allergisch bedingter Hauterkrankungen auftreten, muss zur Diagnosestellung schrittweise vorgegangen werden, d.h. es müssen zuerst alle anderen möglichen Ursachen für den Juckreiz ausgeschlossen werden, bevor mit aufwendigen Allergietests begonnen wird.

Häufige Allergieauslöser beim Hund sind Flohspeichel, Hausstaubmilben, Schimmelpilze oder Blütenpollen (atopische Dermatitiden).

Weiters können Unverträglichkeitsreaktionen durch verschiedene Materialien bzw. Stoffe ausgelöst werden, mit denen das Tier direkt in Kontakt kommt. Man spricht hier von einer so genannten Kontaktallergie. Verantwortlich für eine Kontaktallergie können z.B. Flohhalsbänder, verschiedene chemische Substanzen in Plastikgeschirr, Desinfektionsmittel, Teppichreiniger etc. sein.

Bei einer Futtermittelallergie reagieren die Tiere überempfindlich auf Futtermittelbestandteile, wobei es neben den Hautveränderungen auch zu Magen- und Darmbeschwerden wie Erbrechen und Durchfall kommen kann.

Von Allergien können Hunde aller Rassen betroffen sein, eine genetische Prädisposition besteht allerdings z.B. beim Retriever, dem Deutschen Schäferhund und dem Boxer.

Symptome:

Betroffen sind meist Kopf, Ohren, Achselhöhlen, Leistenbereich und Pfoten (Zwischenzehenbereich). Neben dem starken Juckreiz kann die Haut gerötet, feucht und durch starkes Lecken und Scheuern verletzt sein, haarlose Stellen und Krusten entstehen. Die Ohren sind oft entzündet, manchmal sind auch nur die Ohren betroffen und geben Zeichen einer allergischen Reaktion (Otitis externa).

Zum ersten Mal tritt eine Allergie bei Hunden meist in einem Lebensalter von 6 Monaten bis 3 Jahren auf. Eine Ausnahme bildet die Futtermittelallergie, die sowohl bereits bei Welpen als auch bei alten Hunden auftreten kann.

Diagnose:

Erste Hinweise auf eine Allergie können z.B. Zeitpunkt und Ort des Auftretens sein. Bei einer Blütenpollenallergie sind die Symptome im Frühling und Sommer am stärksten, im Winter hingegen ist der Hund beschwerdefrei. Eine Hausstaubmilbenallergie tritt dagegen das ganze Jahr hindurch auf.

Bei einer Kontaktallergie weisen die Tiere oft juckende, gerötete Hautareale oder haarlose Stellen auf, an denen die Haut direkt in Berührung mit dem Allergie auslösenden Stoff in Berührung gekommen ist (z.B. Flohhalsband).

Wenn der Verdacht einer Allergie besteht und alle anderen möglichen Ursachen der Hautveränderungen ausgeschlossen sind (sog. Ausschlussdiagnose), stehen sowohl Haut- als auch Bluttests zur Verfügung.

Beim Hauttest oder intradermalen Allergietest werden, ähnlich wie beim Menschen, verschiedene Allergene (Pollen, Hausstaubmilben etc.) in die Haut injiziert. Anhand der Veränderungen kann festgestellt werden, ob eine Allergie besteht.

Beim Blutallergietest wird versucht, Antikörper gegen die verursachenden Substanzen im Blut nachzuweisen.

Eine Futtermittelallergie ist klinisch von einer atopischen Dermatitis nicht zu unterscheiden. Juckreiz und Hautveränderungen treten ebenfalls vor allem im Kopfbereich, an den Ohren, Achselhöhlen, im Leisten- und Zwischenzehenbereich auf. Weder intradermaler Allergietest noch Bluttest können zur Diagnosestellung einer Futtermittelallergie herangezogen werden. Die Diagnose kann nur durch eine 6 – 10 wöchige Ausschluss- oder Eliminationsdiät gestellt werden. Während dieser Zeit müssen andere als die bisher üblichen Eiweiß- und Kohlenhydratquellen gewählt werden, d.h. es darf nur Futter verabreicht werden, dessen Bestandteile der Hund vorher noch nie gefressen hat. Auch Leckerlis sind in dieser Zeit verboten! Entsprechende fertige Spezialfuttermittel gibt es beim Tierarzt bzw. kann auch selbst gekochtes Futter verabreicht werden (z.B. Pferdefleisch und Erdäpfel). Der Vorteil von Fertigfutter ist, dass es bequemer zu füttern ist und sämtliche nötigen Vitamine und Spurenelemente enthalten sind. Der Vorteil von selbst zubereitetem Futter ist, dass sicherlich keine Konservierungsmittel oder Geschmacksverstärker etc. enthalten sind, auf die das Tier allergisch reagieren könnte. Abgesehen davon ist selbst gekochtes Futter meist auch preiswerter als fertige Diätfuttermittel.

Wenn es nach den 6 – 10 Wochen Eliminationsdiät zu einer sichtbaren Besserung der Symptome gekommen ist, muss ein so genannter „Provokationstest“ durchgeführt werden. Dabei wird für 1 – 2 Wochen wieder das ursprüngliche Futter verabreicht. Kehren Juckreiz, Hautprobleme oder Verdauungsstörungen zurück, kann mit höchster Wahrscheinlichkeit angenommen werden, dass ein Bestandteil des alten Futters für die Allergie verantwortlich war. Wenn man nach einem „positiven“ Provokationstest wieder das Diätfutter verfüttert, sollten die Symptome rasch abklingen.

Dann kann im Abstand von jeweils 10 Tagen probeweise ein weiterer Nahrungsbestandteil wie etwa Hühner- oder Rindfleisch, Reis, Nudeln etc. zugefügt werden. Wenn nach 10 Tagen weder Juckreiz noch andere Symptome aufgetreten sind, kann man dieses Nahrungsmittel auf den zukünftigen Speiseplan des Vierbeiners setzen. Enthält die Futterration dann auf einmal einen Anteil, auf den der Hund allergisch ist, kehren die Symptome meist innerhalb von 24 Stunden zurück.

Therapie:

Bei einer Futtermittelallergie ist das Mittel der Wahl die beschriebene Umstellung der Nahrung.

Bei einer atopischen Dermatitis oder einer Kontaktallergie sollte natürlich, wenn es möglich war, die Allergie auslösende Substanz herauszufinden, diese vermieden werden. Da dies aber sicher nicht immer möglich ist, werden kurzfristig kortisonhältige Präparate kombiniert mit Antihistaminika und essentiellen Fettsäuren in Salben- und/oder Tablettenform verabreicht, um den Juckreiz zu lindern und die Entzündungsymptome zurückzudrängen. Medizinische Shampoos helfen, die Allergene von der Haut zu entfernen und reduzieren ebenfalls den Juckreiz.

Bei ganzjährigen Symptomen, wie sie z.B. bei einer Hausstaubmilbenallergie auftreten, sind die Nebenwirkungen von Kortison und Antihistaminika zu schwerwiegend. In diesen Fällen sollte eine Hyposensibilisierung in Betracht gezogen werden. Dabei werden, basierend auf einem Allergietest, die Allergene, auf die der Hund allergisch reagiert, in steigenden Konzentrationen und Intervallen über mehrere Wochen injiziert. Dadurch erreicht man eine höhere Toleranz des Organismus, das Immunsystem des Tieres reagiert nicht mehr so überschießend, wenn es in Zukunft mit dem entsprechenden Allergen in Berührung kommt.

Abschluss

Generell ist zu sagen, dass eine Allergie zwar behandelbar, aber nicht heilbar ist. Die Kenntnis der auslösenden Allergene und ihre Vermeidung bzw. eine entsprechende Hyposensibilisierung können allerdings dazu beitragen, die Lebensqualität des Tieres deutlich zu verbessern.