Vergiftungen

giftig

Ina C. Kunze

Einleitung, Artikel über giftige Substanzen, Giftpflanzen/-substanzen, Erste Hilfe Maßnahmen

Liebe Retrieverfreunde, bedingt durch ihr Fressverhalten - das Herunterschlingen der Nahrung - (welches vor allem bei Retrievern besonders ausgebildet zu sein scheint :) - ) - sind Hunde sehr anfällig für Vergiftungen; da die Geschmacks- und Geruchsveränderungen des Futters aufgrund des gierigen Fressens in der Regel nicht wahrgenommen werden.

Aufgrund dessen und einiger Anfragen haben wir uns dazu entschlossen, einige giftige Pflanzen, Nahrungsmittel und Stoffe auf unserer Homepage zu veröffentlichen.

Entscheidend für die schwere der Vergiftungserscheinung/die Symptomatik ist nicht nur die Art der Giftsubstanz, sondern auch die Menge des aufgenommen Giftes und der Zeitfaktor von der Aufnahme bis zum Auftreten der ersten Vergiftungserscheinungen.

Rattengift/Rattenköder

Einen hohen Prozentsatz der Vergiftungen bei Hunden nehmen Rattengift/-Köder (Cumarine), die durch leichtsinniges Ausbringen sehr oft auch für die Hunde verfügbar sind, ein.
Rattengift ist ein Blutgerinnungshemmer, das nach einigen Tagen bzw. auch Wochen zum inneren Verbluten führt. Aufgrund des Blutverlustes kommt es zum einen zu Sauerstoffmangel (erschwertes Atmen wie bei einer Lungenentzündung), zum anderen zu Blutungen aus allen Körperöffnungen, oft auch nur als Sickerblutungen in Harn und Kot zu erkennen.
Auch Schneckengifte (oftmals unterschätzt) können sich mit Symptomen, wie Speicheln, Erbrechen, Durchfall, Schweratmigkeit, tonische Krämpfe mit Zittern, Taumel bis hin zu einem epileptiformen Anfall äußern.

Frostschutzmittel

Zu Beginn der kalten Jahrszeit sollte jeder Autofahrer, der einen Hund oder eine Katze hält, wissen, dass er mit Frostschutzmittel für die Scheibenwaschanlage sehr sorgsam umgehen muss. Denn diese Produkte enthalten Ethylenglycol, das hochgiftig ist. Ein paar Tropfen können für unsere Haustiere tödlich sein.
Diese geruchlose, süßlich schmeckende Substanz stellt für naschhafte Katzen, aber auch für Hunde eine Verlockung dar. Wenn beim Einfüllen ein Tropfen verschüttet wird, schlecken die Tiere ihn auf und verenden dann auf qualvolle Weise.
Nur wenige Milliliter genügen, um einen oft tödlichen Vergiftungsmechanismus in Gang zu setzen. Als mittlere, tödliche Dosis gelten 1,4 ml pro Kilogramm Körpergewicht. Aufgeschlecktes Ethylenglycol führt im Körper zur Bildung von Kristallen, die hauptsächlich Nieren und Gehirngefäße schädigen. Schwere Nierenschäden oder tödliches Nierenversagen sind die Folge.
Vergiftungsanzeichen werden abhängig von der Giftmenge ein bis sechs Stunden nach der Giftaufnahme erkennbar. Im Akutfall reichen sie von torkelndem Gang über Erbrechen, beschleunigte Atmung und Krämpfe bis hin zur Bewusstlosigkeit. Bei schleichendem Verlauf sind vermehrter Durst und Harnabsatz Symptome der Vergiftung.
Erste Hilfe kann der Tierbesitzer durch die Eingabe von Kohletabletten leisten, welche die Aufnahme des Giftes vom Darm in den Körper verzögern. Wie bei jeder Vergiftung ist tierärztliche Hilfe schnellstens erforderlich. Die Überlebenschance solcher Patienten ist umso größer je kürzer die Zeitspanne zwischen Giftaufnahme und Behandlung ist. Durch Brechmittelgaben oder Magenspülungen verhindert der Tierarzt, dass größere Giftmengen in den Blutkreislauf gelangen. Infusionen halten die Nierenfunktion aufrecht und beschleunigen die Giftausscheidung. Vor allem aber benötigen solche Tiere ein Gegenmittel: (Trink-)Alkohol. In Vene oder Bauchraum injiziert ist er in diesem Fall - medizinisch gesehen - eher zum Nutzen als zum Schaden des Organismus.
Nicht zu unterschätzen sind auch Frostschutzmittel, welche oft sorglos im Hause gelagert sind. Bereits geringe Mengen dieser Substanz sind in der Lage ein totales Nierenversagen innerhalb kürzester Zeit herbeizuführen.

für Hunde untaugliche/giftige menschliche Nahrungsmittel

Nüsse

Nüsse sind für Hunde von Nachteil, da sie einen hohen Phosphorgehalt haben und deswegen leicht zu Blasensteinen oder Störungen des Knochenstoffwechsels führen können. In größeren Mengen aufgenommene Macadamia-Nüsse (hoher Phosphor- und Fettgehalt), oder Walnüsse sind giftig und können Lähmungserscheinungen hervorrufen und im schlimmsten Fall zum Tod führen.

Zwiebeln

Zwiebeln, besonders rohe, führen bei Hunden zu Blutarmut, da ihre Inhaltsstoffe (N-Propyldisulfid) die roten Blutkörperchen zerstören.

fettlöslichen Vitamine

Die Überversorgung mit fettlöslichen Vitaminen, wie z.B. mit Vitamin A, kann zu Appetitlosigkeit, Gewichtsverlust, Gelenkschmerzen oder bleibende Gelenkknorpelschäden beim Hund führen.

Krankheitszeichen infolge zu hoher Vitamin D-Spiegel im Körper ("Hypervitaminose D") sind bei einer artgerechten Ernährung ausgeschlossen. Eine Überversorgung an Vitamin D kann sich als Störungen im Verdauungstrakt, Appetitlosigkeit, großer Durst oder übermäßige Harnausscheidung bemerkbar machen. Längerfristige Folgen sind vorzeitige Verkalkung der Knochen, evtl. tödliche Nierenschäden oder Kalkeinlagerungen in vielen Organen.

Schokolade

Schokolade enthält, u.a. die Alkaloide Koffein und Theobromin. Koffein und Theobromin machen etwa 1 bis 2 Prozent des Kakaos aus - d.h. je höher der prozentuale Kakaoanteil, desto höher auch die Konzentration an Koffein und Kakao.
Theobromin stimuliert das zentrale Nervensystem; es erweitert die Blutgefäße und wirkt als harntreibendes Mittel, außerdem liegt der Schmelzpunkt nahe der menschlichen Körpertemperatur. Sowohl Schokolade mit ≥ 70% Kakaogehalt, als auch die im Zoofachhandel erhältliche enttheobrominierte Hundeschokolade, kann für einen kleinen Hund tödlich sein.

Weitere Giftpflanzen und Früchte

(Pflanzenname; giftiger Teil; Symptome)

Alpenveilchen
Knolle, Rhizom, Blätter, Blüten;
Schleimhautreizung, Gastroenteritis (Magen-Darm-Entzündung), Lähmungen, Krämpfe, Tod

Anthurie: ganze Pflanze Schleimhautzeizung, Speicheln, starke Schwellungen im Maul-Kehlkopfbereich, Gastroentritis, Dyspnoe (Atemaussetzer), Nephiritis (Nierenentzündung), Zentrales-Nervensystem-Symptome

Avocado: ganze Pflanze; Zerstörung der Herzmuskelzellen, Mastitis bei Laktation (Milchstau), Symptome der Herzinsuffizienz,

Berberitze (Sauerdorn, Saurach, Essigdorn, Beisselbeeren, Weinzäpfchen): v.a. Wurzel, Erbrechen, Durchfall, Nierenschädigung.

Berglorbeer: Blätter, Speicheln, Erbrechen, Durchfall, Kolik, Appetitlosigkeit, Inkoordination, Schwäche, Muskelzuckungen.

Buchsbaum: ganze Pflanze; Erbrechen, Durchfall, Krämpfe, Erregung, Bewusstseinsstörungen, Lähmungen, Tod

Buschwindröschen: ganze Pflanze; Krämpfe, Reizung des Verdauungskanals

Butterblume: ganze Pflanze; Krämpfe, Reizung des Verdauungskanals

Clivia: ganze Pflanze; Neuro- und Zytotoxisch (Nerven- und Gewebsschädigung), Gastroenteritis, Erregung, Krämpfe, Lähmungen

Dieffenbachie: ganze Pflanze; Reizungen der Schleimhäute, bei Augenberührung starkes Tränen und Binderhautentzündung, Entzündung der Maulschleimhaut (Jucken, Rötungen, Anschwellen, brennender Schmerz)

Drachenbaum: ganze Pflanze; Schleimhautreizung, Gastroenteritis, Gingivitis (Zahnfleischentzündung), Lähmungen, Tod

Eibe; ganze Pflanze - außer dem roten Samenmantel - dieser ist sehr Vitamin C reich. Der Same sowie andere Pflanzenteile können jedoch Erbrechen, Durchfall, Krämpfe, Fieber, Bewusstseinsstörungen, Herzinsuffizienz, Störungen des ZNS, sowie den Tod auslösen

Garten-Hyazinthe: ganze Pflanze; Erbrechen, Kolik, Durchfall

Gemeiner Beinwell: ganze Pflanze; eine Leberschädigung wäre nur bei Aufnahme großer Mengen zu erwarten

Geißblatt: ganze Pflanze; Hämolyse (Zerfall der roten Blutkörperchen), Symptome der Leberschädigung, Tod

Gummibaum: ganze Pflanze; Schleimhautreizung, Gastroenteritis, Ataxie (Bewegungsstörungen bzw. Probleme beim Laufen), Ödeme (Wassereinlagerungen) am Kopf, Urämie (verminderter Harnfluss), Tod

Herkulesstaude: Pflanzensaft Phototoxin, schwerer "Sonnenbrand", Narbenbildung, Alopezie (Haarausfall)

Kalla: ganze Pflanze; Reizungen der Schleimhäute, bei Augenberührung starkes Tränen und Binderhautentzündung, Entzündung der Maulschleimhaut (Jucken, Rötungen, Anschwellen, brennender Schmerz)

langblättriger Efeu: ganze Pflanze; starkes Speicheln, Nervosität, Zittern, Fieber, Leber- und Nierenversagen, Tod

Mistel: ganze Pflanze; Bewegungsstörungen, erhöhte Harnmengen, sinkende Körpertemperatur, Kreislaufversagen

Nachtschattengewächse: ganze Pflanze; Erbrechen, Koliken, erweiterte Pupillen, Kreislaufstörungen, Atemlähmung, Tod

Nadelbäume: Nadeln: Reizungen der Schleimhäute im Maul und im Verdauungskanal, keine Nahrungsaufnahme, Erbrechen, Apathie

Osterglocken: ganze Pflanze; Krämpfe, Reizung des Verdauungskanals

Pholodendron: ganze Pflanze; starkes Speicheln, Nervosität, Zittern, Fieber, Leber- und Nierenversagen, Tod

Primel: ganze Pflanze; starke Reizung und Entzündung der Schleimhäute im Maul und Verdauungskanal, Erbrechen, Durchfall

Topfazalee: Blüten und Blätter; Ausfluss aus Augen und Nase, Erbrechen, Durchfall, sinkender Blutdruck, Krämpfe, Lähmungen, Tod

Weihnachtsstern: Pflanzensaft starkes Erbrechen, Durchfall, Bewusstseinsstörungen, Tod

Erste Hilfe bei Vergiftungssymptomen

Das sollten Sie vermeiden

Lösen Sie auf keinen Fall Erbrechen aus! - Leider gilt es immer noch als "Hausmittel", bei Vergiftungen Erbrechen auszulösen. Die Gefahren sind jedoch bei weitem höher als der vielleicht eintretende Nutzen. Milch oder Öle, können sogar bewirken, dass manche Gifte besser vom Körper aufgenommen werden.

Eigensicherung (tragen von Handschuhen)

Unterbindung von weiterer Giftaufnahme (d.h. bei Kontaktgiften: mit Wasser - nicht Reinigungsmittel!! - abspülen

bei giftigen Gasen: Hund an die Luft transportieren

Nach Möglichkeit Proben sammeln (sprich: Reste, Ausscheidungen oder Verpackungen)

Sofortiger Tierarztbesuch mit möglichst vorheriger Kontaktaufnahme (beim möglichen Verzehr von Rattengift kann eine Vitamin K Behandlung - zur Blutgerinnung - vorbereitet werden.)

Hund und Mensch reagieren aufgrund der unterschiedlichen Stoffwechsel unterschiedlich auf die gleichen Stoffe!!

Deshalb bitte NICHT EIGENTSTÄNDIG MEDIKAMENTE GEBEN, wenn sie den akuten Verdacht einer Vergiftung haben!! (das für uns oftmals hilfreiche Aspirin kann für den Hund tödlich sein - verminderte Blutgerinnung!!).

Für weitere Informationen: www.vetpharm.unizh.ch