Schwimmerwelpen

Autor: Silke Mehlhose-Koch
Studentin der Tiermedizin,
An der Wede 40, 32130 Enger, Tel. 05224/69 94 30,
E-Mail: M.und.S.Koch@t-online.de
Aus der Zeitschrift "unser Labrador" Mai 2002

Schwimmerwelpen

Ein immer stärker in den züchterischen Blickpunkt rückende Problematik

Das schon seit 1950 bekannte Krankheitsbild des so genannten "Schwimmerwelpen" tritt bei kleinen, kurzbeinigen und breitbrüstigen Rassen wie Englischer Bulldogge, Bassett, Pekinese, und Scotch Terrier, aber auch bei großen Rassen wie Boxer, Deutscher Schäferhund, Labrador und Golden Retriever auf.

Krankheitserscheinungen

Die betroffenen Welpen sind wie ihre Wurfgeschwister kurz nach der Geburt munter. Sie zeigen ein munteres Verhalten und eine normale Gewichtszunahme. Ab der 2. Woche nach der Geburt treten Schwierigkeiten beim Stehen und Laufen auf. Bis etwa zur 5.-6. Woche können die betroffenen Welpen die Beine nicht mehr unter den Körper bringen. Sie liegen nur noch in Brustlage und robben mit paddelnden Beinbewegungen ("schwimmend") vorwärts. Sie wirken lustlos und plump. Appetit und Gewichtszunahme bleiben normalerweise unverändert.
Durch das ständige Liegen verformen sich der Brustkorb und die Gelenke, was zu Atemschwierigkeiten und Einatmen von Milch beim Saugen führen kann. Weiterhin treten Verstopfungen, Liegeschwielen und Hautentzündungen durch Urin und Kot auf.

Der Tierarzt kann mit Hilfe von Röntgen- und Laboruntersuchungen weitergehende Befunde erheben, obwohl das Erscheinungsbild der Welpen auch so schon sehr charakteristisch ist.
Zusätzlich zu den beschriebenen Symptomen gibt es Berichte über Seh- und Nervenstörungen oder epileptische Anfälle bei betroffenen Welpen, die aber vor allem einer Inzuchtlinie beim Irischen Setter entstammten. Beim Golden Retriever und Labrador sind diese zusätzlichen beängstigenden Symptome bis jetzt nicht beschrieben worden.
Erwähnt werden muss noch, dass spätere den Zucht- und Gebrauchswert beeinträchtigende Gelenkschäden bei Welpen, die diese Krankheit durchgemacht haben, nicht ausgeschlossen werden können.

Ursachen

Die Ursachen für das Auftreten von Schwimmerwelpen sind noch nicht genau bekannt. Es wurden in den letzten Jahren viele Theorien und Behandlungsmethoden beschrieben.
Auf der einen Seite wird eine Haltung auf zu hartem und rutschigem Boden bei zu schneller Gewichtszunahme für das Entstehen der Krankheit verantwortlich gemacht. Die Welpen könne durch schlechte Bewegungsmöglichkeiten und häufiges Weggleiten die Muskulatur ihrer Beine nicht genügend stärken, um ihr zunehmendes Körpergewicht zu tragen. Gerade bei kleinen Würfen werden die Welpen oft zu schnell schwerer.
Andere Untersuchungen weisen auf eine erbliche Verzögerung der Ausbildung von Nervenfunktionen im Körper, was aber nicht für alle Rassen zutreffen muss. Wahrscheinlich ist eine Kombination aus erblichen und haltungsbedingten Faktoren die Ursache.

Therapiemöglichkeiten

Die meisten Therapieansätze wurden von betroffenen Züchtern selbst entwickelt und oft mit gutem Erfolg angewendet. Eine Heilung der Welpen ist durch eine intensive Therapie in vielen Fällen möglich, wenn keine Augen-, Nerven- oder Gehirnschädigungen aufgetreten sind.
Die Haltung des Wurfes auf einem dicken, rauhen Untergrund ist sicher die einfachste und erfolgreichste Maßnahme, wenn sie rechtzeitig in die Tat umgesetzt wird. Eine regelmäßige Massage und "Formung" des Brustkorbes und der Beine kann ebenfalls zur Heilung beitragen.
Das Schwimmen im Wasserbecken zur Kräftigung der Muskulatur und die zusätzliche Gabe von Vitamin E, Selen und Kalzium ist ebenfalls anzuraten.

Geplante Untersuchungen

Um die Verbreitung der Schwimmerwelpen beim Golden und Labrador Retriever in Deutschland feststellen und eine Aussage über die Erblichkeit machen zu können, war eine Untersuchung von März 2002 bis ca. September 2003 geplant. Es wäre wünschenswert, so viele Informationen wie möglich über die betroffenen Würfe zu sammeln. Eigens für diesen Zweck entwickelte Fragebögen sind über die Zuchtwarte erhältlich. Die gesammelten Daten werden selbstverständlich anonym und vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben, so dass keine Rückschlüsse auf die Zuchttiere und den Zwinger möglich sind.
Diese Untersuchung wird im Rahmen einer Dissertation an der Tierärztlichen Hochschule Hannover, Institut für Tierzucht, in Kooperation mit der Klinik für kleine Haustiere, stattfinden.